Die LGBT-Geschichte hat viele traurige Kapitel, einige vermitteln aber auch ein Flair von Freiheit. Kunst braucht Meister wie Tom of Finland.
Seine originelle und qualifizierte Kunst hat etwas Einzigartiges an sich. Man fühlt sich von den Ideen und Bedeutungen, die seine Kunst ausstrahlt, regelrecht angezogen. Jenseits der Erotik hat er erreicht, was sich viele Künstler wünschen: Echte Gefühle auszudrücken.
Diese Art von Kunst ist eine große Ehre, unabhängig davon, welche Verbindung man zu der dargestellten Geschichte hat, sie ist der Traum eines jeden Künstlers. Aber es sind mehr als Wünsche, die einen Namen in Werken für Generationen verewigen. Talent, Durchhaltevermögen und Beständigkeit sind notwendig um eine Kunst zu beherrschen.
Das ist die Geschichte von Touko Laaksonen, der als Tom of Finland bekannt ist. Er hat sich seine Nische geschaffen und ist mit seiner visuellen Darstellung von Männern, insbesondere homosexueller Männer, ein ganz Großer der Kunst geworden.
Frühe Anfänge
Touko Laaksonen (1920 – 1991) wurde im Mai des Jahres 1920 einer bürgerlichen Familie in der Stadt Kaarina in Finnland geboren. Dort wuchs er auf und verliebte sich während seiner Zeit auf dem Gymnasium in Kunst und Literatur.
Im Alter von 19 Jahren verließ Touko seine Heimatstadt und ging zur Weiterbildung nach Helsinki. Er schrieb sich an einer Kunstschule für den Fachbereich Werbung ein, was der Startschuss zu seiner Zeichenkarriere war. Die ersten homoerotischen Bilder zeichnete er nur zum persönlichen Vergnügen. Sie stellten Arbeiter, die er während seiner Kindheit beobachtet hatte, dar.
Leider musste er diese Bilder vor seinem Eintritt in die Armee während des Zweiten Weltkrieg vernichten. Männer in Uniform, die Touko nun jeden Tag sah, ließen seine Leidenschaft für homosexuelle Kunst neu entflammen. Die Bilder stellten nun nicht mehr Arbeiter, sondern eben diese uniformierten Männer dar.
Nach dem Kriegsende kehrte Touko an die Kunstschule zurück und beendete seine Studien der Werbegrafik. Er hatte nun die Kunst der romantischen Bilder perfektioniert und seine Werke wurden besser als die bisherigen.
Tom of Finland: Der Name
Da seine Zeichnungen immer phantasievoller und erotischer wurden, rieten Toukos Freunde ihn zur Veröffentlichung. Im Jahr 1957 nahm er all seinen Mut zusammen und reichte einige der Zeichnungen unter dem Pseudonym „Tom“ bei einer populären amerikanischen Zeitschrift ein.
Der Herausgeber des Magazins, Bob Mizer, nannte als Künstler der Zeichnungen den Namen „Tom of Finland“. Die Bilder verbreiteten sich wie ein Virus und der Künstlername „Tom of Finland“ wurde dem einschlägigen Publikum bekannt.
Die Nachkriegszeit war ein Wendepunkt für homosexuelle Männer, dies wurde durch homoerotische Kunstwerke nur noch deutlicher. Insbesondere die Biker-Kultur stellte homosexuelle Männer, genau wie heterosexuelle, als willensstark und dominant dar. Das Stereotyp „alle homosexuellen Männer sind androgyn“ war entlarvt.
Würden Biker den Ursprung ihrer maskulinen Kleidung ergründen, könnten sie viele persönliche Probleme erkennen und vielleicht auch lösen. Toukos Biker-Bilder, Leder-Illustrationen und manche andere Zeichnungen vermitteln diese Botschaft. Der amerikanische homosexuelle Künstler George Quaintance schuf ebenfalls Bilder mit dieser Botschaft.
Tom of Finland: Der Mann
Die besten Kunstwerke sind nicht nur unwiderstehlich, sie haben auch Bedeutung, verändern Gesellschaft und Geschichte. Touko bewies dieses während seiner gesamten Karriere. In Zeiten, in der Homosexuelle mit allen möglichen Vorurteilen konfrontiert waren, zeigte er das wahre Bild homosexueller Männer, das die Welt noch nicht kannte.
Seine Bilder zeigen gleichgeschlechtliche Männer als liebevolle, sorglose, glückliche und vor allem normale Menschen. Trotz alledem gelang es ihm, Einblicke in die Erotik und den Fetischismus der Homosexualität darzustellen.
Dank Toukos Kunst outeten sich viele homosexuelle Männer, lernten zu zeigen wer sie wirklich sind und sich selbst zu schätzen. Seine Werke wurden in vielen Ländern populär und er genoss großes Ansehen.
In seiner über 40 Jahre dauernden Karriere arbeitete er mit vielen homosexuellen Modellen zusammen und veröffentlichte mehr als 3.000 homoerotische Illustrationen.
Tom of Finland: Der Durchbruch
Die 1960er Jahre sahen Touko voll in das Kunstgeschäft integriert. Er arbeitete für mehrere private Einrichtungen und Zeitschriften. Das amerikanische Zensurgesetz, das die öffentliche Darstellung von Pornografie und Homosexualität verbot, schränkte seine Arbeit allerdings sehr ein.
Touko schuf weiterhin homoerotische Bilder, konnte sie aber nicht veröffentlichen. Die meisten in dieser Zeit veröffentlichten Werke zeigten nur die Athletik und die muskulöse Gestalt von Männern. Seine homoerotischen Werken blieben der Öffentlichkeit vorenthalten, Toukos publizierte Kunst wurde angepasster.
Im Jahr 1962 entschied ein Gericht, dass Bilder von homosexuellen Modellen nicht abstoßend seien. Der große Durchbruch für Touko war gekommen, die Zensur homoerotischer Illustrationen wurde aufgehoben und Tom of Finland konnte seine Werke endlich veröffentlichen.
Touko ging nun sogar noch einen Schritt weiter, er fügte Genitalien hinzu und seine Illustrationen wurden expliziter.
Tom of Finland: Ausstellungen
Die erste Ausstellung hatte Tom of Finland im Jahr 1973 in Hamburg. Fünf Jahre später stellte er das erste Mal in Amerika aus. Dort lernte er Robert Mapplethorpe, einen homosexuellen Fotografen, kennen. Robert half ihm, seine Schwarz-Weiß-Bilder stilistisch fortzuentwickeln.
Am Ende seiner Karriere konnte Touko auf viele Ausstellungen zurückblicken.
Weitere Zeichnungen
In den 1970er Jahren schaltete Tom of Finland einen Gang höher. Seine Bilder wurden eindringlicher und er erweiterte sein künstlerisches Talent um den Fotorealismus. Er schuf Bilder, die Fotografien ähnelten, damit wurde sein Werk realistischer und ausdrucksstärker.
Die verschiedenen von ihm erschaffenen sexuellen Fantasien beeinflussten die homosexuelle Gemeinschaft weltweit. Die Welt der homoerotischen Kunst hatte ihren Meister gefunden.
Tom of Finland-Stiftung
Touko und sein enger Freund Durk Dehner gründeten 1979 die Tom of Finland Company und einige Jahre später riefen sie die Tom of Finland Foundation ins Leben. Die Foundation hat das Ziel, andere homoerotische Künstler durch Spenden, Zuwendungen und Einnahmen aus dem Tom of Finland Haus der Sammlungen in Las Vegas zu unterstützen.
Das Haus der Sammlungen besitzt die größte Auswahl erotischer Kunstwerke, weltweit. Für mehr als 1.000 Werke zeichnet Touko verantwortlich und etwa 2.000 Werken stammen von anderen Künstlern.
Tom of Finland: Tod und Vermächtnis
Im Jahr 1991 erlag Tom of Finland einem Emphysem. Heute, 30 Jahre nach seinem Tod gilt er immer noch als der einflussreichste Künstler der Erotik. Die Bücher „Tom of Finland XXL“ und „The Art of Pleasure“ erzählen die Geschichte seines künstlerischen Genies.
Eine Videobiografie mit dem Titel „The Life and Art of Tom of Finland“ enthält Interviews mit Touko, in denen er über einige seiner Werke spricht, gezeigt werden auch einige erotische Szenen seiner Werke.
Der finnische Dokumentarfilm“ Tom-of-Finland-Biografie“ ist preisgekrönt und findet international große Anerkennung.