Die bekannteste Münchner Bierbrauerin: Therese Wagner

Die Ursprünge des Bierbrauens lagen in Frauenhand. Mit den Mönchen und der Professionalisierung der Brauereien wurde Brauen zum „Männerberuf“.

Die Ursprünge des Bierbrauens lagen in Frauenhand. Mit den Mönchen und der Professionalisierung der Brauereien wurde Brauen zum „Männerberuf“. Doch einige Frauen wie die Bierbaronin Therese Wagner behaupteten sich in der Branche.

Das Handwerk des Bierbrauens in Deutschland gilt als immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Bier ist den Deutschen wichtig und das bayerische Reinheitsgebot weltweit bekannt. Um das Bier hat sich eine ganze Kultur entwickelt wie Biergärten und Volksfeste wie das berühmte Oktoberfest. Das Getränk aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe ist keine deutsche Erfindung. Bier in unterschiedlichsten Zusammensetzungen gibt es weltweit und seine Geschichte reicht weit zurück. Aber Hopfen ist ja eine Deutsche Entdeckung von Hildegard von Bingen.

Bierbrauen als Frauenberuf

Die ältesten Spuren der Bierherstellung führen nach Mesopotamien. Das Brauen von Bier gehörte zu den Aufgaben im Haushalt wie das Kochen. Die Sumerer verehrten sogar eine Göttin des Biers mit dem Namen Ninkasi. Das Abstimmen der Zutaten und Gewürze und die entsprechenden Utensilien und ihre richtige Nutzung waren Frauenwissen. Bis in das Mittelalter hinein reichte die Dominanz der Frauen beim Bierbrauen.

Lange Zeit galt die Fähigkeit, Bier zu brauen als beste Voraussetzung für eine Heirat. Im Mittelalter entwickelte sich das Herstellen von Bier in Klöstern und Städten zu einem eigenen und gewinnbringenden Wirtschaftszweig. Männer verdrängten nach und nach die Frauen, sofern sie keine Nonnen in Klöstern waren, aus der Branche.

Therese Wagner, die Ausnahme von der Regel

Ab dem späten Mittelalter war das Brauereihandwerk fest in Männerhand. Arbeitende Frauen hatten einen schlechten Ruf. Dennoch gab es viele Frauen, die sich diesem Weltbild widersetzen. Eine große Zahl aus der Not heraus und andere zur Selbsterfüllung.

Bis ins 19. Jahrhundert galt das Bierbrauen als Männerdomäne. Frauen durften nur übergangsweise wie etwa für einen verstorbenen Ehemann eine Brauerei leiten oder betreiben.

Therese Wagner gehört zu den Brauerinnen, die bewies, dass sie unabhängig vom Ehemann das Brauerei-Handwerk verstand. Schon in ihrer Familie unterstützte sie diese beim Getreidehandel und der Arbeit. Sie lernte die kaufmännischen Grundlagen ebenso wie das Netzwerken. Als Ehefrau von Anton Wagner arbeitete sie mit ihm zusammen. Sie betrieben eine Brauerei und einen Gasthof, bis sie nach München zogen.

Dort erhielten sie 1829 das Braurecht der Augustiner-Brauerei. Gegründet von Augustinermönchen war sie nach der Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts immer noch im Betrieb. Die weltlichen Vorbesitzer behandelten die Brauerei eher stiefmütterlich, sodass die Wagners viel Auf- und Ausbauarbeit erwartete. Sie überstanden Krisen wie die Münchner Bierrevolution 1844, in der Bürger die Brauereien wegen der geplanten Bierpreiserhöhung stürmten.

Als ihr Mann 16 Jahre später starb, führte sie die Brauerei weiter. Sie übernahm die Rolle nicht nur, um das Unternehmen für ihren noch zu jungen Sohn weiterzuführen. Sie beschäftigte sich mit technischen Neuerungen und schaffte es durch Geschäftssinn, die Brauerei auszubauen. Ihr Erfolg zeigte sich an ihren Beiträgen für die Stadt: Die Familie Wagner gehörte zu den Top-20-Unternehmen, die in München am meisten Steuern zahlten.

Filme und Bücher thematisieren den Kampf für Anerkennung, den Therese Wagner führte, um nach dem Tod ihres Ehemanns die Brauerei zu führen. Sie konnte sich aufgrund ihrer Erfahrungen und Fähigkeiten in der Münchner Brauereiszene bewähren. Mehr noch sorgte sie dafür, dass die Bierbrauerei auf dem neuesten Stand der Technik mit Sudhaus und Dampfmaschine war. Außerdem plante sie einen größeren Standort.

Den Übergang der Augustiner-Brauerei zu einer Großbrauerei am heutigen Firmensitz erlebte sie nicht mehr. Sie starb mit 62 Jahren. Aber sie hinterließ ihren Kindern ein erfolgreiches Unternehmen, das bis heute Bestand hat.

Münchens bedeutendste Bierbrauerin

Ohne Therese Wagner wäre die Augustiner-Brauerei nicht so groß, wie sie heute ist. Durch ihre Neuerungen und dem Plan, ein größeres Gelände zu kaufen, entwickelte sich die einstige Klosterbrauerei zu einer Großbrauerei. Sie kaufte 1857 Grund an der Landsberger Straße, wo sich heute die Augustiner-Bräu Wagner KG befindet.

Durch ihre Arbeit erhielt sie die älteste Münchner Brauerei. Die Geschichte der Augustiner-Brauerei reicht zurück bis in das 14. Jahrhundert, als Mönche sie gründeten. Die Ursprünge zeigen sich im Firmenlogo in Form eines Bischofsstabs des Heiligen Augustinus.

Ein weiteres Symbol des Logos sind die Initialen ihres Sohnes Josef Wagner. Ihre Maßnahmen legten den Grundstein für ihren ebenso erfolgreichen Sohn. Während an ihn sogar das Logo der Brauerei erinnert, setzte das Gedenken an ihre Leistung erst spät ein. 2020 wurde ihr zu Ehren eine Straße im Stadtteil Freiham benannt.

Von Bierbrauern und Bierbrauerinnen heute

Während Bier in seinen Anfangszeiten als reichhaltiges Getränk und Ersatz für Lebensmittel galt, hat es in Deutschland einen Kultcharakter entwickelt. Weltweit genießen die deutsche Brauereiausbildung und die Brauuniversitäten einen guten Ruf.

Mittlerweile gibt es in Deutschland wieder viele Bierbrauerinnen. Aber ihnen haftet immer noch der Ruf von Pionierinnen an, die in eine angebliche Männerdomäne vordringen.

Das Brauhandwerk ist mittlerweile kein Garant mehr für ein hohes Einkommen. Viele traditionelle und kleine Brauereien stecken in der Krise. Selbst in Bayern mit der höchsten Dichte an Braustätten zeigt sich der wirtschaftliche Druck, unter dem das Handwerk steht.

Während es im 19. Jahrhundert in München etwa 60 Brauereien gab, hat sich ihre Zahl in der Gegenwart auf 20 reduziert. Dass Augustiner-Bräu zu eine von diesen wenigen zählt, ist auch der ersten Frau an der Unternehmensspitze, Therese Wagner, zu verdanken.