Das ist eine selten aufgeführte Oper. In München ist es erst die vierte Inszenierung, in Salzburg gab es drei und viele andere Opernhäuser, wie zum Beispiel die Met, haben diese Oper noch nie gespielt. Es gab keinerlei Waffen, die gegen das Publikum gerichtet wurden, es gab auch keine Toten, dafür aber schon wieder Anzüge. In dieser Spielsaison ist es bereits die dritte Inszenierung, bei der die Sänger Anzüge mit weißen Hemden tragen. Die Gläubiger, die Geld vom König Pollux haben wollen, tragen schwarze Anzüge mit gestreiften Krawatten. Die Normalos tragen graue Anzüge. Auch die Frauen tragen graue Kostüme im Stil von Hitchcock-Filmen der 1950er-Jahre. Insgesamt sind ca. einhundert Menschen auf der Bühne, gezählt habe ich 85, aber ich habe bestimmt nicht alle erfasst.
Bühnenbild
Das Bühnenbild ist interessant. Es zeigt einen großen Raum, der wie ein Büro aussieht, mit grauen Besprechungstischen, gepolsterten Besprechungstühlen und Drehstühlen, aber ohne Computer. Die hintere Wand der Bühne ist eine Glasfassade, durch die man viele Wolkenkratzer sieht – vielleicht London oder New York? Der Hintergrund ändert sich während der Vorstellung: mal ‚regnet‘ es Gold oder Geldscheine, mal fliegt ein goldenes Flugzeug vorbei oder es erscheint Nebel. Im Finale läuft ein Schwarzweißfilm vom zerbombten München mit Richard Strauss. Die Uraufführung war ursprünglich für 1944 geplant, fand jedoch aufgrund der Kriegszerstörungen erst 1952 statt.
Früher, wenn man im Büro gearbeitet hatte, saß Anzug neben Anzug. Heute kommen die Kollegen mit zerfledderten Jeans daher. Wenn man heute einen Anzug sehen will, muss man scheinbar in die Oper gehen. Denn nicht nur im Publikum sitzen die Anzüge, auch auf der Bühne steht Anzug neben Anzug. Immerhin die Hauptdarstellerin Danae trägt anfangs ein bodenlanges Kleid in pink-orange, eine Farbkombination der 1980er, mit Monsterschleife in der Taille.
Handlung
Bei der Handlung bewegen wir uns in der griechischen Mythologie. Danae soll reich heiraten, weil König Pollux pleite ist und die Gläubiger ihm auf den Fersen sind. Pollux wirkt mit einer ‚Eichhörnchenschwanz‘ Perücke wie Donald Trump. Das liegt daran, da die Proben 2024 von der US-Wahl inspiriert wurden, meinte zumindest die Dramaturgin bei der Einführung. Ein passender Mann ist für Danae schnell gefunden: Midas. Midas ist zwar nur ein Eselshirte, aber er hilft Jupiter Danae zu erobern. Im Gegenzug soll alles, was Midas berührt zu Gold werden → ein Deal, der sich als tödlich herausstellt.
Midas zeigt sich Danae zunächst als Bote, trotzdem verliebt sie sich sofort in ihn. Doch Jupiter, der sie selbst für sich gewinnen möchte, ist alles andere als begeistert. Unterstützung erhalten beide Männer von den vier Ex-Geliebten Jupiters: Leda, Europa, Alkmene und Semele. Denen passt es natürlich nicht, dass Jupiter eine neue Favoritin hat. Beide Männer erscheinen in goldenen Anzügen, haben aber völlig unterschiedliche Staturen, so dass das Publikum beide gut unterscheiden kann. Dummerweise berührt Midas Danae und sie erstarrt zu Gold. Danae wird auf der Bühne in ein goldenes Kleid umgezogen, ebenfalls mit Monsterschleife. Trotz Erstarrung, kann sie singen, wir sind schließlich in der Oper. Sie wird sogar starr herumgetragen – was die Sänger alles tun müssen!
Midas bittet Jupiter die Erstarrung wieder aufzuheben und Danae ihren Geliebten selbst auszuwählen zu lassen. Danae wählt jedoch Midas und beide leben fortan in Armut. Jupiter ist beleidigt und die ex Geliebten wittern ihre Chance Jupiter zurück zu erobern. Juno, Jupiters Frau tobt und steht über dem Bühnenbild, inmitten von lauter silbernen Rohren die an Klimaanlagen und Wasserleitungen erinnern.
Aus dem Großraumbüro wird im 3. Akt ein Armenhaus mit offenen Flammen. Ist offenes Feuer auf der Bühne nicht gefährlich? Wäsche hängt quer durch den Raum. Die Anwesenden sind in Lumpen gehüllt und alles wirkt ärmlich. Es bleibt unklar, warum von dem Gold, das in der ganzen Oper vorkommt, am Ende nichts übrig ist. Gab es doch dauernd Goldregen und Blumen und Äste waren doch auch aus Gold. Im Text der Oper soll 188 mal das Wort ‚Gold‘ genannt werden, ohne dabei Worte wie ‚Goldregen‘ mitzuzählen. Das müsste doch für ein gutes Leben reichen.
Es gibt noch ein bisschen Verwirrung, aber Danae ist glücklich mit ihrer Wahl und der Liebe zu Midas, während der alternde Jupiter beleidigt abzieht …
Die letzte Inszenierung dieses Stückes in München war 1988. Es steht doch die Frage im Raum, warum wird ausgerechnet 2025 dieses Stück neu aufgelegt? Vielleicht deshalb, weil Deutschland vor dem wirtschaftlichen und finanziellen Absturz steht? Hierzu passt doch wunderbar eine Lobhudelei, dass man auch in Armut glücklich sein kann. → Du wirst nichts besitzen, aber glücklich sein.
Trailer (ca. 1 min): https://www.youtube.com/watch?v=lgRrjRMpOaA