Mal wieder ein eigenwilliges Erlebnis im Haus der Kunst. In der Eingangshalle waren Töne zu hören und man konnte auf die Terrasse schauen. Dort schien es eine Party zu geben, Musik und Essen, aber das wollte ich nicht, also bin ich erst mal zurück in die Eingangshalle. Die war eher leer, mit rundlichen Gestellen, die Tische oder Bänke hätten sein können. Eine Frau saß irgendwo – also doch Bänke? Ist das nun schon die Ausstellung?
An einer Tür zum Treppenhaus stand eine Frau die auf ihrem Handy herumdattelte. Darf man da rein? Die wird mich schon aufhalten, wenn ich da nicht rein darf, also gehe ich durch diese Tür. An der Wand im Treppenhaus hängt eine rote Neon-Lampe in Form eines Mundes auf der Kiss Kiss steht. Ist das eine Lippenstiftwerbung von Guerlain? Die haben einen Lippenstift der Kiss Kiss heißt. Aber dann wechselt die Schrift plötzlich zu „Kill Kill“ – okay, keine Werbung. Das erklärt, warum Ki$$ mit Dollarzeichen geschrieben wird. In der Erklärung an der Wand steht, dass dieses Neongebilde eine Requisit von einem Film war, der sich mit Müll beschäftigte.
Nun geht es in die Räume der Ausstellung. In der ersten Halle liegen an den langen Wänden lauter Kartons. Die quadratischen Kartons sehen aus wir Big-Mac-Schachteln, die länglichen sehen aus wie Sushi-Schachteln. Die Wände werden ca. 60 cm hoch beleuchtet, damit die Kartons deutlich sichtbar sind. Beim vorbeigehen werfen die Beine Schatten an die Wände. In der Raummitte ist ein rundes Gebilde, vermutlich ein Tisch, auf dem lauter Schädel und Kieferknochen liegen, möglicherweise sind das Schafsköpfe. Man könnte sich sogar hinsetzen – da stehen Hocker. In dem Raum fahren kleine Roboter auf Linien herum – ob die die Schachteln einsammeln und zum anderen Roboter bringen, der die Schachteln in ein Gestell einräumt? So lange wollte ich aber nicht zusehen.
In der nächsten Halle war eine riesige Projektion mitten im Raum eines nackten menschlichen Oberkörpers, dessen Brust sich von flach – also männlich – zu groß – also weiblich – veränderte, inklusive roter Narben. Wäre ja praktisch, wenn man die Brust wie mit einem Blasebalg aufblasen könnte. Und wieder standen diesmal quadratische, beleuchtete Tische herum, zwei vor der Leinwand, zwei dahinter auf denen zerlegte Computertastaturen lagen, einige blinkten. Das wirkte eher wie Elektronikschrott. An der Decke hing ein dickes weißes Rohr in Ziehharmonika-Optik, das zu einem Glasrohr führte. In diesem Glasrohr waren quadratische, legoähnliche weiße Bausteine. In Abständen purzelten die Steine herunter und verteilten sich auf dem Boden. Ich bin ganz froh, dass das Legoalter bei uns vorbei ist – auf so ein Steinchen zu treten tut wirklich weh! Und dann pustete der menschliche Oberkörper aus seinem Mund diese Steinchen, zum Glück nur auf der Projektion, nicht in den realen Raum.
Tastaturen und Legosteine – das erinnert mich an ein Projekt meiner Tochter im Designstudium. Sie besorgte alte Tastaturen, nahm die Buchstaben ab und klebte sie auf einen schwarzen BH. Ein witziges, kreativ gemachtes Projekt. Reicht ein großer BH nicht zur optischen Brustvergrößerung? Muss es gleich eine OP sein?
Dann folgt noch ein dritter Raum – und der ist endgültig verstörend. Hier liegen vier oder fünf dicke Baumstämme und viel Geäst herum. Die Baumstämme waren alt und bereits mit Zunderschwämmen bewachsen. In der Mitte des Raumes stand ein ausgebranntes Auto ohne Reifen. An der Wand waren Projektionen mit Texten – ich habe sie allerdings nicht gelesen.
Zu viel Symbolik, zu viel Weltuntergang.
Trailer zur Ausstellung (ca. 2 min)