LGBT Touren: 80er Sex in the city und AIDS

In den 80ern wütete die HIV-Epidemie in der Welt, in meinen LGBT Touren erfuhr ich, dass viele immer noch denken, dass AIDS nur ein Problem schwuler Männer sei.

Weltweit und mit Sicherheit auch in Bayern gab es aber schon einige Jahrzehnte zuvor Anzeichen dieser Epidemie, welche nicht besonders beachtet wurden.

Das ist auch ein weiteres dunkles Kapitel der Diskriminierung in unserer jüngsten Geschichte, dass ich in meinen LGBT-Touren immer wieder anspreche. Vor zwei Wochen fragte mich einer meiner Gäste zu dieser Thematik und hier ist meine Antwort dazu.

Einige Fälle beschreiben die Symptome von AIDS bereits in den 60ern, aber der Gesellschaft wurde erst in den 80ern die Krankheit mehr bewusster. Was damit zusammenhängt, dass viele Leben einfach über Nacht dahinschwanden.

Täglich mit dem Tod konfrontiert

1981 wurde die Krankheit zuerst als eine Art Pneumonie eingestuft. Das Center for Disease Control (CDC) hat zu dieser Zeit das Bewusstsein für diese Krankheit geschaffen. In den damals veröffentlichten Berichten wurde über von fünf infizierte, schwulen Männern berichtet. Gegen Ende des Jahres 1982 wurde die Krankheit zum ersten Mal als AIDS bezeichnet und der dafür verantwortliche Virus HIV genannt.

Ich kann mich noch erinnern, wie es „Oh, segnet den Herrn“, aus den Kirchen schallte. Alle schwulen Männer werden die Apokalypse erleben und der ganze homophobe Müll drang in die Diskotheken ein.

1982 waren mehr als dreihundert Menschen infiziert und mehr als hundert starben an dem Virus, soweit wir das zählen können. Denn viele Familien schwuler Männer gaben an, dass ihre Familienmitglieder an Krebs gestorben wären. Die meisten der Infizierten zu dieser Zeit waren Homosexuelle, aufgrund dessen wurde die Krankheit von der Gesundheitsbehörde auch als „Schwulenpest“ bezeichnet. Die Ignoranz religiöser Gruppen fokussierte sich auf die Pest der Schwulen-Gemeinschaft. Auch Wissenschaftler konzentrierten sich auf Homosexuelle, anstatt dem Virus selbst Aufmerksamkeit zu schenken.

LGBT-Touren haben immer noch nicht genügend Nicht-LGBT-Gäste

AIDS als Schwulenkrankheit anzusehen, brachte viele Vorurteile und Diskriminierung mit sich. Am schlimmsten von alledem war die Homophobie. Zu dieser Zeit war es Schwulen nicht erlaubt, Blut zu spenden und in vielen Ländern ist das immer noch so.

Homophobie und AIDS

Vor AIDS war Homosexualität in Deutschland bereits seit 1871 illegal (ref. § 175). In anderen Teilen Europas betraf die Illegalität nur Homosexuelle, wenn es sich um Minderjährige handelte. In Ländern wie den Niederlanden oder Großbritannien gelang es Homosexuellen jedoch immer noch, unter normalen Bedingungen offen zu leben. Schwule Männer in Bayern hatten Bars, in denen sie sich treffen konnten, um Kontakte zu knüpfen. Sie genossen gemäßigte Freiheit, auch wenn von der Regierung angeordnete Razzien in Bars, Saunas und sogar private Partys (Grüße an Herrn Gauweiler) in den achtziger Jahren in Bayern zum normalen Leben dazu gehörten.

Aber diese vorübergehende Freiheit wurde limitiert, als die Epidemie begann. Homosexuelle Männer wurden in europäischen Großstädten, auch in Bayern, häufig misshandelt, verachtet und einige Familien mieden den Kontakt zu solchen Familienmitgliedern. Als ob der Verlust deren Partner und Freunde nicht genug wäre, wurden homosexuelle Männern für die Übertragung des Virus verantwortlich gemacht. Auch zehn Jahre später, im Jahr 2001, verlor ich meinen Job bei der Versicherungsgesellschaft ARAG wegen der Vorurteile und Homophobie.

Stigmatisierung, Gewaltausübung und Verletzung der Grundrechte schwuler Männer waren die Folgen dieser Bewegung. Viele homosexuelle Männer starben auch deswegen, weil sie daran gehindert wurden, sich testen zu lassen und sich aufgrund dessen nicht in Behandlung begaben. Die meisten homosexuellen Männer lebten mit dem Virus, ohne es zu wissen, bis die Symptome offensichtlich wurden. Zu diesem Zeitpunkt stand der Tod bereits unmittelbar bevor.

Die Sexualität von Frauen war ein Thema, das alle vermieden haben.

Freddie Mercurys Sexualität

Eine Geschichte, die die Stigmatisierung schwuler Männer in den 80er Jahren gut beschreibt, ist die britischen Sänger und Mitglied der Queen-Band, Freddie Mercury. Obwohl es allgemein bekannt war, dass Mercury ein schwuler Mann war, akzeptierte er es selbst nie und machte es nicht öffentlich, aus Angst vor Homophobie und den Auswirkungen auf seine Karriere.

Um seine wahre Identität vor seinen Fans und der ganzen Welt zu verbergen, ging er mit Frauen aus. Wie alle schwulen Männer aus traditionellen Familien (ich inklusive).

Nur um sicherzustellen, dass er trotz vieler Spekulationen seine Karriere am Laufen halten konnte, erklärte er sich als bisexuell. Wie alle schwulen Männer.

Kann ihm das jemand verübeln?

Viele Menschen in dieser Zeit sahen homosexuelle Männer als geisteskrank an und gingen sogar so weit, sie ausmerzen zu wollen. Es ist wenig überraschend, dass diese Vorgehensweise auf demselben Konzept beruht, wie die „Rassenhygiene“ der Nazis 1935. Es tut mir leid, wenn ich mit den Fingern auf jemanden zeige, aber die katholische Kirche hat sich auch nie dafür entschuldigt, diese Gesetze oder den Missbrauch dieser Männer zu unterstützen.

Die Situation damals war so zugespitzt, dass jemand, der als Mitglied der LGBT identifiziert wurde, nicht in den Medien präsent sein konnte. Mitglieder diese Szene wurden einfach nicht in der Gesellschaft akzeptiert. Damit hatten Menschen, die Gleichgeschlechtlichkeit praktizierten, keine andere Wahl, als zu verheimlichen, wer sie wirklich sind, sogar vor ihren eigenen Familien.

Erschwerend kam hinzu, dass alle Religionen gegen Homosexualität sind. Diese Tatsache war besonders für Mercury ein ernstes Problem. Denn er wurde in eine Familie hineingeboren, die eine Religion praktizierte, die als Zoroastrismus bekannt ist. Diese Religion bezeichnet Gleichgeschlechtlichkeit als dämonischen Akt.

Es war also für alle offensichtlich, warum er beschloss, sein wahres Selbst so weit zu verbergen, dass er mit Frauen schlief. Irgendwann verlobte er sich sogar mit einer Dame, um nicht Dinge aufgrund seiner Sexualität abbrechen zu müssen.

Freddie Mercurys Tod

Obwohl niemand wusste, wie er sich mit dem HIV-Virus infizierte, wussten wir alle, dass sich die Epidemie in den 80er Jahren wie ein Lauffeuer ausbreitete. Nachdem er sich mit der Krankheit infiziert und Symptome gezeigt hatte, bestritt Mercury in Medienberichten, dass er krank oder schwul sei. Nicht einmal seine Familie wusste offiziell von seiner Krankheit.

Mercury wusste, dass wenn er zugeben würde, den Virus zu haben, wäre das ebenso ein Geständnis dazu, schwul zu sein. So blieb er hartnäckig daran, seinen Ruf und sein öffentliches Image vor einer homophoben Welt zu schützen.

Als er jedoch Ende 1991 schwer erkrankte, machte er reinen Tisch in einer Pressemitteilung. Er erklärte, dass er positiv auf AIDS getestet wurde, und der Grund, warum er es geheim hielt, war, die Privatsphäre der Menschen um ihn herum zu schützen.

Einen Tag später starb er. Mercury stellte sicher, dass er seine Sexualität bis zum Tod nicht preisgab.

LGBT Touren zur Bekämpfung des AIDS-Stigmas

Sie und ich werden akzeptieren, dass neben der Unwissenheit in den frühen Tagen von AIDS einer der Gründe für den Verlust von Menschenleben die Stigmatisierung war.

Auch nach der Erkenntnis, dass AIDS mehr als eine Schwulenkrankheit ist, bleibt die Stigmatisierung, die Homosexuelle erleiden, bis heute bestehen. Das wird umso mehr verdeutlicht, wenn eine berühmte Persönlichkeit, wie Freddie Mercury, als Träger des Virus, nicht sauber aus der Sache herauskommt.

Sie können auch in Ihrer Stadt nach einer ähnlichen LGBT-Tour suchen. Das kann Ihnen helfen, die 80er besser zu verstehen.

Wir müssen uns bewusst machen, dass die Stigmatisierung Menschen mit dem Virus auch in vielerlei Hinsicht schaden kann. Sie kann zu Depressionen, soziale Isolation, Angstanfällen oder ähnlichem führen und die Person sogar schneller töten als die Krankheit selbst.

Es geht wirklich niemanden etwas an, ob jemand positiv auf AIDS getestet wird. Wir müssen aufhören, ihnen das Gefühl zu geben, eine Bedrohung für die Menschen um sie herum zu sein, denn das entspricht nicht der Realität. Heute gibt es wirksame Behandlungsmethoden, die nicht nur die Möglichkeiten der Übertragung dieser Krankheit verringern, sondern auch die Lebenserwartung der Patienten erhöhen.

Jetzt ist die beste Zeit, sowohl für die Behandlung als auch für die Prävention von AIDS, und medizinische Einrichtungen tun ihr Bestes, um das der Welt verständlich zu machen.

Zusammenfassung

Schließlich ist es bestenfalls Unwissenheit, AIDS immer noch als eine Krankheit zu sehen, die nur von Homosexuellen verhindert werden kann. Es zeigt auch einen Mangel an Empathie und Solidarität für die älteren schwulen Männer, die während des Traumas der 80er Jahre Freunde und Partner verloren haben. Es erinnert an ein Bild von schwulen Männern, behandelt als Aussätzige und Ausgestoßene, sowie die Realität der Homophobie.

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